© Marion Borriss

Als artist citizens (Künstler:innen-Bürger:innen) fragen sich viele, wie man auf die aktuellen außergewöhnlichen Zeiten reagieren kann. In einer Welt voller zunehmender Spannungen und vielfältiger Krisen ist die Arbeit an der physischen Begegnung zwischen Menschen, die sich sonst vielleicht nicht begegnen würden, von entscheidender Bedeutung. In Zeiten polarisierender Debatten kann der Tanz Räume schaffen, in denen Menschen in Komplexität, Nichtwissen und Subtilität kommunizieren können.

Wie kann der Tanz Praxisgemeinschaften schaffen, in denen Menschen zusammenkommen, um Themen von gemeinsamem Interesse zu erforschen? Wie können Tanzschaffende einen Raum schaffen, in dem Menschen gemeinsam Wissen generieren können? Wenn wir gemeinsam etwas machen, kann uns das helfen, auch andere Perspektiven einzunehmen, um unsere eigenen zu verstehen, zu verkörpern und zu artikulieren? Können wir dazu beitragen, Räume zu schaffen, in denen Menschen mit ihrer eigenen Stimme Geschichten erzählen können? Können wir dazu beitragen, Räume zu schaffen, in denen andere zuhören wollen?

Ko-Kreativer Tanz – Gemeinschaft bauen in Brandenburg
Am 19. + 20. Oktober 2024
jeweils 10.00 – 17.30 & 11.00 – 16.00 (inkl. Mittagspause)
fabrik Potsdam 
60€
Anmeldung per Mail an info@tanz-in-brandenburg.de 

Community Dance stellt das transformative Potenzial der Förderung der Kreativität jedes Einzelnen in den Mittelpunkt. Ko-Kreativer Tanz ist eine Methode dafür. Wenn wir gemeinsam kreativ sind, versuchen wir, die Hierarchien im kreativen Prozess aufzulösen, indem wir Gruppen von Menschen einladen, gemeinsam zu kreieren und die Autorenschaft eines kreativen Prozesses zu teilen. Kollektive Prozesse, bei denen alle Mitglieder der Gruppe Entscheidungsträger:innen und Autor:innen sind, ermöglichen es den Gruppen, Themen und Anliegen aus verschiedenen Perspektiven zu erforschen und anderen, deren Lebenserfahrung sich von der eigenen unterscheidet, mit Empathie zu begegnen.

In diesem Workshop werden Methoden der Ko-Kreation erforscht. Jo wird Schlüsselübungen aus ihrer Praxis vorstellen und aufzeigen, wie sich der kreative Prozess im Laufe der Zeit entwickeln kann. Gemeinsam wird untersucht, wie Bewegungsforschung, Komposition und Dramaturgie kollektive Prozesse sein können. Behandelt werden auch die Herausforderungen befassen, die diese Art des Arbeitens mit sich bringt, und mit der Frage, wie Künstler:innen einen Raum für Gruppen schaffen können, in dem sie gemeinsam schwierige, umstrittene Entscheidungen im kreativen Prozess treffen können (auch als eine Möglichkeit, die kollektive Entscheidungsfindung in anderen Foren zu üben). Jo wird den Workshop-Teilnehmer:innen Raum geben, um Fragen zu stellen und Erfahrungen auszutauschen – der Workshop wird gemeinsam gestaltet.

Jo Parkes arbeitet seit über zwei Jahrzehnten in ko-kreativen Prozessen mit Gemeinschaftsgruppen.

„Ein Grund, diese Art von Arbeit als Gemeinschaftskunst zu bezeichnen, liegt darin, dass sie im Laufe ihres Entstehens eine Gemeinschaft schafft. Diese Gemeinschaft sollte nicht idealisiert werden: Sie mag vorübergehend, zerrissen und umstritten sein, aber sie gehört ihren Mitgliedern gemeinsam. In einer solchen Gruppe hat die Künstlerin /der Künstler eine besondere, aber keine dominierende Rolle. Vereinbarungen gelten, wenn die meisten davon überzeugt sind, und nicht, weil die Künstler / der Künstler Anweisungen gibt.“

François Matarasso

Foto © Marion Borriss